Die Getreidemühle zu Nieder-Kainsbach wurde 1426 erstmals urkundlich erwähnt.

Im Jahre 1426 wird Claus Morloff von den Grundherren, den Grafen von Wertheim im Mühlenbann das Recht übertragen, für die Orte Obernkonspach, Bielstein, Effolderbach und die „zwey Gersprenz“ Mehl zu mahlen.
Bannmühle: Die Einwohner dieser Ortschaften mussten also ihr Mehl in der Kainsbacher Mühle mahlen lassen (Dies ist im Zinsbuch der damaligen Herrschaft von Breuberg, den Grafen von Wertheim beurkundet).

Die Besitzzustände der Mühle haben sich häufig geändert.
Im Jahr 1847 zog Joh. Philipp Ripper aus Erlau als neuer Besitzer ein. Die Wassermühle (genannt auch die „Rippertsche Mühle“) wurde von seinen Nachkommen und Erben noch bis 1956 als Getreidemühle betrieben.

Über die bauliche und betriebliche Entwicklung der Mühle haben wir erste Hinweise aus dem Jahr 1629. Die Wassermühle (oberschlächtiges Wasserrad) hat nur einen Mahlgang besessen, d.h. das Gebäude wird nur gering in seinem Ausmaßen gewesen sein. Wenn man die Bieth (Mahlboden) betrachtet, so ist eine Zweiteilung augenfällig.
Zu einem späteren Zeitpunkt hat es eine Erweiterung der Mühle gegeben. Diese baulichen Änderungen wurden durch ein dendrochronologisches Gutachten, das der Förderkreis Historisches Michelstadt in Auftrag gegeben hat, für die Jahre zwischen 1626 bis 1725 – 1728 ermittelt.

Im Jahr 1802 kann eine weitere bauliche Änderung festgestellt werden. Da dürfte die Umstellung der Technik und der Produktion den Ausschlag gegeben haben. Die „Erbacher Mühlordnung von 1769“ mag von Einfluss gewesen sein.
Mit der barocken Erweiterung der Bieth dürfte gleichzeitig die Erweiterung des Mühlgebäudes erfolgt sein. Zu diesem Zeitpunkt dürfte auch ein zweiter Mahlgang evtl. auch ein Schrotgang vorhanden gewesen sein.
Das Mühlengebäude war in seiner Funktion zweigeteilt. Die dem Mühlengraben zugewandte Seite diente über zwei Geschosse dem Mühlenbetrieb. Die hofseitige Hälfte der Mühle war Wohnbereich.

Im Jahre 1981 erwarb der Förderkreis Historisches Michelstadt die 1956 stillgelegte Getreidemühle, die sich noch im voll funktionsfähigen Zustand befand. Die gesamte Mühlentechnik der Kainsbacher Mühle wurde dann in die Remise der Kellerei in Michelstadt auf drei Ebenen eingebaut und im funktionsfähigen und betriebsbereiten Zustand 1993 der Stadt Michelstadt zur Verfügung gestellt.
Der Antrieb der Mühle erfolgt mittels Elektromotor, da das Betreiben des oberschächtigen Wasserrades aus vielerlei Gründen nicht möglich ist.

Die Kainsbacher Mühle ist als Getreidemühle mit einer kompletten Mühlentechnik ausgestattet:

  • ehemals mittels oberschlächtigem Wasserrad — Durchmesser: 4,80 m mit dazugehöriger Antriebstechnik (Kammrad, Stockgetriebe und Königsrad)
  • Vom Königsrad werden die nachgeschalteten Maschinen über Transmissionen angetrieben
  • Doppel- Elevatoren dienen als Hebesystem (Gurtbecher am Band)
  • dem Steingang (mit Steinkran)
  • dem Walzenstuhl
  • der Haferquetsche
  • den Reinigungs- sowie Sicht-(Sieb-)Anlagen wie Sechskantsichter
  • liegende Spitz- und Schälmaschine
  • Außerdem eine Schrotmühle             


                      Raden, Trespen, Wasserwicken
                      sollt ihr nicht zur Mühle schicken.
                      Wenn das Korn wird rein sein,
                      wird das Mehl auch fein sein.

                     (so ein alter Sinnspruch der Müller)